Trockene Augen (Sicca-Syndrom, Keratoconjunktivitis sicca): Reizung der Binde- und Hornhaut durch eine Benetzungsstörung aufgrund verminderter Produktion oder fehlerhafter Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit. Trockene Augen sind in der Augenarztpraxis das häufigste Krankheitsbild. Typischerweise sind Frauen zwischen 50 und 70 Jahren betroffen, behandelt wird mit künstlichen Tränen in Form von Augentropfen.
In derselben Woche, wenn
Bei jedem Lidschlag wird die Tränenflüssigkeit aus den verschiedenen Drüsen über den Augapfel verteilt, ähnlich wie die Spülflüssigkeit aus der Scheibenwaschanlage durch den Scheibenwischer beim Auto.
Der Tränenfilm besteht aus drei Schichten:
Sind Menge oder Zusammensetzung des Tränenfilms gestört, ist der Augapfel unzureichend benetzt. Dadurch trocknen Horn- und Bindehaut aus, die Lider scheuern auf dem Augapfel, es kommt zu kleinen Oberflächenverletzungen und damit leicht zu Infektionen. In manchen Fällen führt eine fehlerhafte Zusammensetzung des Tränenfilms dazu, dass zu viel Tränenflüssigkeit von der Augenoberfläche verdunstet oder die Tränen nicht mehr richtig an der Oberfläche haften. In der Folge wird die Tränendrüse zu einer Überproduktion angeregt: Das Auge tränt.
Die Augenärzt*in stellt mit der Spaltlampe meist nur eine leichte Bindehautreizung fest. Die eigentliche Diagnose "trockene Augen" wird mit dem Schirmer-Test zur Bestimmung der Tränenmenge und mit der Tränenfilmaufrisszeit zur Feststellung der Stabilität der Tränenflüssigkeit gestellt.
In hartnäckigen Fällen geben der Bengal-rosa-Test (typisches Muster auf der Hornhaut beim Einfärben mit Bengal-Rosa) und die Impressionszytologie (Untersuchung von abgetupften Bindehautzellen unter dem Mikroskop) Auskunft über Zustand und Anzahl der Becherzellen.
Von einem trockenen Auge müssen zahlreiche andere Augenerkrankungen abgegrenzt werden, z. B. die Hornhautentzündung, die Bindehautentzündung und die Regenbogenhaut-Entzündung.
Therapeutisch stehen künstliche Tränen (Filmbildner) zur Verfügung (siehe unten), die je nach Schweregrad alle 4 Stunden bis alle 30 Minuten appliziert werden.
Treten Trockene Augen im Rahmen einer Hornhautentzündung auf, sind auch Augentropen mit einem Immunsupressivum eine Option, um die die Entzündung in den Griff zu bekommen.
1434_GTV_Traenenpuenktchen_Punctum_Plug.jpg|Die Tränenpünktchen können vorübergehend mit einem Stöpsel, dem Punctum Plug, verschlossen werden. |[GTV 1434]
Bei einer Dysfunktion der Meibom-Drüsen sondiert die Ärzt*in nach Betäubung des Augenlids die verstopften Ausführungsgänge der Drüsen mit einer feinen Drahtsonde und behebt damit die Blockade. Die Wirkung dieser Methode hält etwa 3 Monate an und darf mehrfach wiederholt werden. Eine andere Möglichkeit, verstopfte Meibom-Drüsen zu öffnen, ist die Intense Pulse Light Behandlung (IPL). Nach Erwärmung des Augenlids durch Lichtimpulse drückt die Ärzt*in die Drüsensekrete mechanisch aus.
In schweren Fällen setzt die Augenärzt*in einen keilförmigen Silikonstöpsel ein, der wie ein Badewannenstöpsel das Tränenpünktchen verschließt (Punctum Plug). Dieser verhindert, dass die Tränenflüssigkeit in die Nase abläuft. Er kann, wenn er vertragen wird, jahrelang eingesetzt bleiben.
Künstliche Tränen (Filmbildner) sind Tränenersatzflüssigkeiten, sie wirken nur am äußeren Auge und haben praktisch keine Effekte auf den Organismus. Ihre Anwendung ist daher unbedenklich, sie können beliebig häufig getropft werden. Bei empfindlichen Augen oder wenn künstliche Tränen länger angewendet werden, sollten Sie die teureren Präparate ohne Konservierungsmittel bevorzugen, weil es sonst zu Allergien kommen kann.
Künstliche Tränen enthalten – genau wie der natürliche Tränenfilm – Schleim, Wasser und Fette. Als vernetzende Wirkstoffe, die den Tränenfilm stabilisieren, werden den Präparaten künstliche Polymere (z. B. Thilo-Tears® SE-Gel), Hyaluronsäure (z. B. Hylo-Comod®, Biolan®) und Cellulosederivate (z. B. Lacrisic®, Sic-Ophthal®, Lacrigel®) zugesetzt, die teilweise mit Fettbestandteilen kombiniert werden. Lipophile Präparate wie z. B. EvoTears® legen sich wie eine Schutzschicht über den Tränenfilm. Je nach Schweregrad wird die Augenärzt*in eine Empfehlung geben.
Neben den Wirkstoffen spielt die Viskosität eine große Rolle: Es gibt dünnflüssige und zähflüssige Augentropfen sowie dickflüssige Gele. Je visköser, also zähflüssiger die Tropfen oder Gele sind, desto länger haften sie an der Augenoberfläche. Dafür dauert es nach der Anwendung länger, bis sie sich auf dem Augapfel verteilt haben und man wieder eine klare Sicht hat. Dünnflüssige Tropfen verteilen sich schnell und führen kaum zu Sichtbeeinträchtigungen. Sie sind daher gut für die Nachbenetzung von Kontaktlinsen geeignet. Über Nacht empfiehlt sich ein Gel. Oft ist es auch nötig, verschiedene Augentropfen zu testen, bis man das für sich beste Präparat gefunden hat.
Einige Tipps helfen bei trockenen Augen:
Arbeit am Bildschirm. Fachleute sagen, dass von PC-Bildschirmen selbst keine Gefahr für unsere Sehorgane ausgehe, wohl aber vom falschen Umgang mit dem Bildschirm. Dazu gehören ein falscher Sehabstand vom Auge zum Bildschirm, ungünstige Lichtverhältnisse ebenso wie eine falsche (Sitz-)Haltung. Hinzu kommt, dass bei konzentrierter längerer Computerarbeit das Auge auf den Bildschirm starrt. Der Lidschlag ist unregelmäßig, in der Folge werden Horn- und Bindehaut zu wenig benetzt. Deshalb:
Akupunktur. Vor allem, wenn bei trockenen Augen die Neigung zum Augentränen (z. B. bei Kälte) stark ausgeprägt ist, bietet sich gemäß verschiedenen Erfahrungsberichten die Akupunktur an.
Akupressur. Die Akupressur spezieller Akupressurpunkte in der Augenregion soll bei trockenen Augen infolge Überanstrengung (z. B. durch lange Bildschirmarbeit) helfen.
Augenärzt*innen empfehlen gerne die Aufnahme von ungesättigten Fettsäuren (Omega-3-, Omega-6-Fettsäuren), die die Stabilität des Tränenfilms, insbesondere der Lipidschicht, verbessern sollen (z. B. Oenvite Omega®).